Weltweit
Auf (Aus-)Bildungsreise in Jeddah
Essener Ex-Torfrau Kathrin Längert formt die Torhüterinnen der ersten Frauen-Nationalmannschaft Saudi-Arabiens.
Essener Ex-Torfrau Kathrin Längert formt die Torhüterinnen der ersten Frauen-Nationalmannschaft Saudi-Arabiens.
Als Kathrin Längert im Juni 1987 geboren wird, hatten die Rechte von Frauen in Saudi-Arabien im Landessprachgebrauch keinen Platz. Wofür auch? In der von Männern regierten arabischen Welt war es – und ist es bis heute in vielen Ländern, Regionen und Gebieten – einfach so. Noch 30 Jahre später durften Frauen kein Auto fahren oder sich frei im Land bewegen.
Dass es heute im Jahre 2022 anders ist und es viele Veränderungen und Reformen zugunsten der Frauen gegeben hat, liegt zum großen Teil an der Geschäftstüchtigkeit des saudi-arabischen Kronprinzen. Mohammed bin Salman will sein Land weltoffener, unabhängiger vom Öl und attraktiver für ausländische Investoren machen. Dazu braucht er die Frauen als gut ausgebildete und selbstbestimmte Arbeitskräfte. Deshalb ist Frauen vieles erlaubt worden, was lange Zeit verboten war. Unter anderem Fußball zu spielen. Und wenn es für die Geschäfte gut ist, können Reformen ein Tempo aufnehmen, mit dem andere Menschen einmal in die Erdumlaufbahn und wieder zurückfliegen. Eine davon ist die Gründung einer eigenen Fußballiga für Frauen.
Seit kurzem gibt es sogar eine Nationalmannschaft der Frauen. Trainerin ist die 62jährigen Deutsche Monika Staab. Sie bringt Erfahrungen aus 85 Ländern mit. Unter anderem war sie in Bahrain und in Katar. Jetzt ist sie Frauen-Nationaltrainerin in Saudi-Arabien. Bereits 2020 hatte Staab einen ersten Trainerinnen-Kurs gegeben. Dort habe sie sich einen Eindruck verschaffen können, was im Frauen-Fußball in Saudi-Arabien möglich ist. Dem Deutschlandfunk sagte sie: „Mich haben doch sehr viele Dinge überrascht. Wie viel Potenzial steckt in diesem Land mit so vielen Frauen, die so aktiv sind. Obwohl Frauen bis vor Kurzem offiziell nicht Fußball spielen durften, hätten viele es dennoch hinter verschlossenen Türen getan. Die Leistungen seien beeindruckend, erzählt Staab: „Was mich noch mehr überzeugt hat, war die Frauenpower auch im saudischen Fußballverband“. Dort gebe es mittlerweile auch Frauen in verantwortlichen Positionen, so die welterfahrene Fußballglobetrotterin.
Ihr zur Seite steht die Essener Trainerin und Koordinatorin Kathrin Längert. Seit dem 12. Januar ist die ehemalige Profitorhüterin nun schon im ersten Nationalteam-Camp in Saudi-Arabien. Und ihre Eindrücke sind sehr gut: „Wir haben hier richtig tolle Bedingungen. Der Verband gibt
sich sehr viel Mühe. Wir haben einen sehr großen Staff mit internationalen Trainerinnen und Trainern – die Co-Trainerin kommt aus der Schweiz, der Co-Trainer aus Tschechien, die Videoanalystin ist Australierin und die andere „Assistant Coachin“ ist Saudi-Amerikanerin, Tochter von Saudis in den USA und seit 6 Jahren lebhaft in der alten Heimat. Zudem sind Physios, Ärzte, Teammanagement und Zeugwarte mit an Bord, alles wie sonst auch in den großen Verbänden. Mit dem einen Unterschied – man spürt den Stolz Aller an allen Ecken und Enden. „Jeder weiß, dass wir hier gerade sportpolitische Geschichte schreiben“, so die zweifache schwedische Meisterin.
Längert berichtet von „top Trainingsbedingungen“, die sie überrascht hätten: „Ein richtig guter Rasenplatz direkt neben dem Stadion, umfangreiche Trainingsmaterialien und bestmögliche Bedingungen. Und motivierte Spielerinnen, die in jedem Training ihr Bestes geben und mega stolz sind, die ersten Frauen in der Geschichte Saudi-Arabiens zu sein, die ihr Land auf dem Fußballplatz vertreten dürfen“.
Quelle: SGS Essen
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