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Frauenfußball-WM

4 Erkenntnisse nach dem Deutschland-Spiel

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft muss den Einzug ins WM-Achtelfinale vorerst verschieben – auch, weil sich Parallelen zu den Männern auftun.

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft muss den Einzug ins WM-Achtelfinale vorerst verschieben – auch, weil sich Parallelen zu den Männern auftun.

Dass diese WM eine ganz andere wird, als die acht Auflagen zuvor, das haben viele Expertinnen und Expertem prophezeit. Dass schon nach dem zweiten Gruppen-Spieltag so viele Underdogs überraschen konnten, das hatte so keiner auf dem Schirm. Das sind unsere 5 Erkenntnisse nach dem zweiten Spiel der DFB-Frauen.

1. Frauenfußball ist beinharter Sport

Was haben wir bei den Männern nicht schon für knallharte Fußballspiele gesehen. Und so allmählich haben auch so manche Frauenteams ihre Chance erkannt, über Härte zum Spiel zu finden. Wir erinnern uns an Kamerun oder Nigeria bei den vergangenen WM-Turnieren. Und auch das Spiel der Kolumbianerinnen gegen Deutschland untermauerte die zahlreichen Schlagzeilen zu übertriebener Härte beim Underdog. Kolumbien suchte stets Körperkontakt und zeigte sich zum Teil gar unfair bis rabiat. Doch die Deutschen nahmen diese Härte an und hielten forsch dagegen. Im Zentrum: Die allgegenwärtige Lena Oberdorf, die sowohl einstecken musste als auch austeilte. Trotz der durchaus unglücklichen Niederlage hat die DFB-Mannschaft erneut Moral, Härte und Nehmerqualitäten bewiesen. Grätschen, Fouls und harter Zweikämpfe: Auch diese rauen Aspekte des Frauen-Spiels machen Lust auf mehr.

2. Deutschland zeigt sich flexibel

Eines haben wir bei dieser WM schon jetzt von der deutschen Mannschaft gelernt: Sie ist flexibel und findet auf jeglichen personellen Rückschlag eine Antwort. Weil die auf rechts gesetzte Giulia Gwinn für die WM nicht zur Verfügung stand, wurde mit Svenja Huth ein starker Ersatz gefunden – wenngleich Huths Stärken mehr in der Offensive zu finden sind. Als Marina Hegering für das Kolumbien-Spiel ausfiel, kam mit Sara Dorsoun nicht einfach nur ein Ersatz ins Spiel. Die 32-Jährige präsentierte sich als echte Abwehrchefin und zeigte eine unaufgeregte, souveräne Leistung. Und auch als Linksverteidigerin Felicitas Rauch wegen einer Verstauchung ausfiel wurde mit Chantal Hagel ein ordentlicher Ersatz gefunden. Diese Flexibilität ist nicht nur am Spieltag selbst essentiell, sie stärkt auch den für ein WM-Turnier so wichtigen Teamspirit.

3. Die DFB-Nationalmannschaft und der Schlendrian

Mehr Spielanteile und Torchancen, weniger Ertrag und am Ende eine Niederlage – da war doch was. Nach dem Spiel gegen Kolumbien ist eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem Spiel der Männer nicht von der Hand zu weisen. Eine deutsche Mannschaft, die eigentlich mehr vom Spiel hat, unterliegt einem Außenseiter, der zwei Mal wirklich gefährlich vors Tor kommt und zwei Mal trifft. Auf der Gegenseite hat man selbst zahlreiche Chancen, das Spiel zu entscheiden. Aber der unermüdliche Einsatz von Magull, Bühl und Co. brachte am Ende zu wenig zählbares heraus. Diesen Schlendrian müssen die DFB-Frauen zwingend abstellen.

4. Frauen laufen den Männern den Rang ab

Der Frauenfußball wurde in der Vergangenheit oft verkauft wie sauer Bier. Verantwortliche, Spielerinnen und Fans warben für ihren Lieblingssport, doch die Masse blieb fern. Auch was die DFB-Nationalmannschaft angeht, schauten sich die Fans lieber Müller, Gnabry und Co. an, als den Fußballerinnen zuzujubeln. Dieses Bild scheint sich mittlerweile geändert zu haben – und das absolut zu Recht. Trotz der Niederlage gegen Kolumbien war auch dieses zum Teil wilde und hektische Spiel Werbung für den Frauenfußball. Wir haben harte sowohl technisch feine Aktionen gesehen. Und was dem Frauenfußball in der Vergangenheit oft ab ging, war die Unberechenbarkeit. Das Tor von Caicedo, der starke Steilpass von Däbritz auf Oberdorf, der schließlich das 1:1 einleitete belegen, auch im Frauenfußball gibt es mittlerweile solche Aha-Momente auf hohem Niveau. Qualitativ haben die DFB-Frauen den Männern bereits den Rang abgelaufen – auch wenn ihnen gegen Kolumbien etwas der Mut fehlte. Dennoch zogen sie zuletzt sogar mehr TV-Zuschauer an. Eine Wahnsinns-Entwicklung, die den Frauenfußball mittlerweile zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten macht.

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