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Frauenfußball-EM

Frauen-EM: Euphorie? Nein danke!

Stell Dir vor die Frauen-Nationalmannschaft Deines Landes nimmt zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teil, und keiner geht hin…

Stell Dir vor die Frauen-Nationalmannschaft Deines Landes nimmt zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teil, und kaum eine(r) geht hin…

Die Nordirinnen sind als einziges Team in England zum ersten Mal bei einer Euro dabei und gehen als klare Außenseiterinnen ins Turnier. Die drei Gruppenspiele gegen Norwegen, Österreich und die Gastgeberinnen will die “Green & White Army” dennoch voll genießen.

Den nordirischen Fans scheint das historische erste Spiel gegen Norwegen allerdings kaum zu interessieren. Trotz kurzer Anreise und im Gegensatz zum Auftaktmatch vergleichbar kleinem Stadion in Southampton (32.505 Plätze) fanden sich kaum ZuschauerInnen im weiten rund ein. Nur 9.146 Fans waren im Stadion.

Nervosität sah man den Debütantinnen von der Tribüne aus nicht an: Hochmotiviert, sich immer wieder pushend hatten die Nordirinnen schon beim Aufwärmen sichtlich ihrer Premiere entgegengefiebert. Körperlich robust stemmten sie sich dann in den Anfangsminuten dem Favoriten aus Norwegen entgegen. Am Ende kam es aber, wie es kommen musste: Doch die noch viel zu niedrig ausgefallene 1:4 (0:3)-Niederlage des Außenseiters verhinderte nicht den Stolz auf das erste EM-Tor und eine gehörige Leistungssteigerung nach der Pause. Trainer Kenny Shiels fasste die hinterher das Erlebte am besten zusammen: „Die Niederlage zeigt, wie weit wir gekommen sind, aber auch, wie weit wir noch gehen müssen.“

Nordirlands Spielerinnen feiern ihr erstes EM-Tor durch Julie Nelson, die per Kopf auf 1:3 verkürzte.
Foto via UEFA 

Zwei schnelle Gegentore durch Julie Blakstad (10.) und Frida Maanum (13.) leiteten die Niederlage ein, Caroline Hansen erhöhte per Elfmeter (31.) noch vor der Pause, bevor kurz nach Wiederanpfiff Julie Nelson (49.) durch das erste Tor in Nordirlands EM-Geschichte für zwischenzeitlichen Jubel sorgte. Guro Reiten (54.) stellte per direkt verwandeltem Freistoß den Endstand her. Nordirlands Stürmerin Caitlin McGuinness verriet, dass die Stimmung in der Kabine zur Pause getrübt gewesen sei: „Natürlich haben wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht. Es war unser erstes Spiel, wir haben etwas gebraucht, um in die Partie zu kommen. Wir sind Außenseiter und lernen noch immer. Wir sind momentan einfach nur glücklich, hier dabei sein zu dürfen.“

Aus UEFA-Sicht dürfte nach dem neuen Zuschauer-EM-Rekord mit 68.781 Fans im Eröffnungsspiel am Tag zuvor die Kulisse in Southampton von nur 9.146 Zuschauern enttäuschend sein. Gute Stimmung machten im St. Mary’s Stadium beide Fanlager gleichermaßen, was positiv von Mittelfeldspielerin Chloe McCarron hervorgehoben wurde: „Die Fans sind aus Nordirland nur unseretwegen nach Southampton gekommen – das ist einfach nur fantastisch, das macht uns stolz. Wir hatten gegen Norwegen viele Chancen, das stimmt mich zuversichtlich für die Partien gegen Österreich und England! Aber: Es ist unser erstes Turnier, das genießen wir einfach.“Man muss beachten, dass die meisten Spielerinnen im Kader in der non-professionellen nordirischen Heimat spielen, fast keine Profispielerin ist, nur wenige Auslandserfahrung vorweisen können. Auch Julie Nelson, die mit ihrem Tor Geschichte schrieb, steht gegen Ende ihrer Karriere nach Stationen in Glasgow und Everton mit 37 Jahren wieder in der Heimat für Crusaders Strikers F.C. unter Vertrag. „Wir können stolz auf die Leistung in den letzten 30 Minuten sein. Hansen und Hegerberg sind zwei der besten Stürmerinnen der Welt, sie zu verteidigen ist fast unmöglich. Für mich überwiegt das Positive: Meine ganze Familie war hier im Stadion. Vor ihnen als Erste in Nordirlands EM-Geschichte getroffen zu haben, ist etwas sehr, sehr Besonders für mich!“ Am Montag um 18 Uhr gibt es die zweite Chance, den ersten EM-Punkt der Geschichte einzufahren.

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